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Biographisches von Claus Schenk Graf von Stauffenberg
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Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband

Schwester von Caroline verh. Schenk Gräfin von Stauffenberg und Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband. Besuchte nach dem 1. Weltkrieg die deutschen Gefangenen in Rußland mit Elsa Brändström. Eine außergewöhnliche Frau deren Vita lesenswert ist.

Sichtweisen...

Lebenslauf

Gräfin Alexandrine wurde am 30.06.1873 in Wien geboren.

Sie verstarb am 23.05.1963 in Grünwald bei München. Ihre letzte Ruhestätte fand sie am 28.05.1963 im Familiengrab in Satteldorf auf dem evangelischen Dorffriedhof.


In unmittelbarer Nähe liegt Schloss Burleswagen ob Neidenfels im Tal, bei Satteldorf/Crailsheim. In diesem Schloss wohnte die Familie einige Jahrzehnte, heute wird es ebenfalls privat bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Auf einem hochaufstrebenden Bergsporn, der früher kaum zugänglich gewesen sein dürfte, liegt dieses romantisch verträumte Schloss.


Zu Erinnerung an die "Oberin", wie sie hier in Lautlingen genannt wurde, möchte ich nachstehenden Text veröffentlichen:


Neben der Schwedin Elsa Brandström gehörte Alexandrine von Üxküll- Gyllenband zu den wenigen deutschen Schwestern, die unter dem Schutz des internationalen Roten Kreuzes die deutschen Kriegsgefangenen des I. Weltkrieges in Russland besuchen durfte.


Durch mutiges Eintreten und diplomatisches Geschick gegenüber dem russischen Militär ist es ihr gelungen, das schwere Schicksal der Gefangenen zu lindern und menschliche und materielle Hilfe für die Vergessenen in die meist in Sibirien gelegenen Gefangenenlager zu bringen.


1873 geboren, verbringt sie ihre ersten Kindheitsjahre in der Nähe von Wien und auf dem Besitz ihres Vaters in Ungarn. Dieser ist Offizier in der österreichisch-ungarischen Armee. Schon mit 5 Jahren Vollwaise, kommt sie mit drei Geschwistern zu einer Pflegemutter nach Württemberg.


Diese, Gräfin Olga Üxküll-Gyllenband, ist die Hofdame der Gemahlin des württembergischen Kronprinzen, des späteren Königs Wilhelm II. Sehr eng in das Hofleben eingebunden, erleben Alexandrine und ihre Geschwister Caroline, Nikolaus und Albertine bei der Tante eine unbeschwerte Jugend, lernen sie gleichzeitig die bedeutensten Monarchen jener Zeit kennen und findet gleichzeitig Zugang zu sozialer Anteilnahme und den Wohlfahrtsunternehmungen am württembergischen Hof.


Unter diesem Einfluss beginnt sie 1897 eine Ausbildung als Johanniter- Schwester bei den Olga-Schwestern in Stuttgart. "Die Liebe zur Krankenpflege hatte mich mächtig erfasst!" sagt sie darüber.

München, Hamburg, Schwäbisch Hall, Paris sind Stationen ihrer Lehr- und Wanderjahre, bis sie 1903 zur Oberschwester im städtischen Krankenhaus zu Wiesbaden berufen wird.


1908 zur Oberin des Roten Kreuzes bestellt, kommt mit dem 1. Weltkrieg die Bewährung für die geschaffene Organisation und 1915 der erste Ruf in ein übergeordnetes Gremium. Bis in die hintersten Frontlinien im Westen führen die Inspektionen zum Wohl der Verwundeten und Kranken.


Das Ansehen, das Gräfin Alexandrine sich dort erwirbt, führt 1915 zu dem "großen Auftrag" ihres Lebens, der sie zu einer der bedeutensten Frauengestalten dieses Jahrhunderts im Dienst der leidenden Menschheit werden lässt.

Vom Dänischen Roten Kreuz vermittelt, von der Zarin und der deutschen Kaiserin gefördert, dürfen Rot-Kreuz-Schwestern der kriegführenden Nationen ihre Gefangenen im Feindesland besuchen und betreuen und erhalten das Recht, ohne Zeugen mit den Gefangenen zu reden. Sie erhalten auch Zugang zu den entsprechenden Behörden, um die Einhaltung der Genfer Konvention einzufordern.

Begleitet von einem dänischen Oberst reist sie mit zwei anderen Schwestern über Schweden nach Petersburg. Dort werden sie mit dem zuständigen Vertreter des Kriegsministeriums zusammengebracht. Mit Mut, Ausdauer und Geschick gilt es, den Weg in die Lager zu erreichen und zu beweisen, dass auf den offiziellen russischen Listen viele Lager einfach "vergessen" sind, gilt es nachzuweisen, dass man in Deutschland besser informiert ist wie im russischen Ministerium. Wichtigstes Ziel muss sein, gegen Böswilligkeit, Hass und Feindschaft Hilfe für die Landsleute an den rechten Ort zu bringen. Drei Delegationen, jeweils bestehend aus einer deutschen Schwester, einem neutralen Vertreter des Roten Kreuzes und einem russischen Dolmetsch-Offizier reisen kreuz und quer durch das europäische und asiatische Russland.

Gefangene aufsuchen, aufmuntern, trösten; Verbandsstoffe, Medikamente, Kleidung, Schuhe heranschaffen und verteilen. Reisen, Tage - Nächte - Wochen - Monate. Verhandeln - bitten - drängen - protestieren - fordern - und, am allerwichtigsten. als Bote der Heimat sagen: "Ihr seid nicht vergessen, wir helfen euch, wir werden euch, wenn der Krieg zu Ende ist, den Weg in die Heimat öffnen. Von Archangelsk ins hinterste Sibirien, vom hohen Norden in den Süden, westlich und östlich des Ural führt der Weg der mutigen Frauen durchs Feindesland.

Der "Engel der Gefangenen" wird die Schwedin Elsa Brandström genannt. Ihr zur Seite steht Alexandrine Üxküll-Gyllenband. Später wird eine lebenslängliche Freundschaft die beiden Frauen verbinden.

Nach einem U-Boot-Zwischenfall müssen die Schwestern 1917 Russland verlassen. Bemerkenswert, dass der russische Generalstabschef sie vorher noch einmal empfängt.

Nach der Oktoberrevolution erklären die Bolschewiken alle Gefangenen für frei; d.h. aber im Klartext: kein Unterhalt, keine Behausung, keine Verpflegung, für die Gefangenen Not und Elend in bisher unvorstellbarem Ausmaß. Erst nach dem Frieden von Brest-Litowsk wird die Rückwanderung der gefangenen in deutscher Regie durchgeführt.

Wieder fährt Schwester Alexandrine im Frühjahr 1918 ins nunmehr bolschewistische Russland. Unter unglaublichen Bedingungen, umgeben von Seuchen, Verrat, Hunger und Mord, in ständiger Lebensgefahr, tun die Schwestern ihren Dienst. Eine nach Turkestan entsandte Delegation verschwindet spurlos. Krieg tobt, zwischen Weiß und Rot und zwischen marodierenden Banden. Dazwischen arbeiten die Schwestern, die alledem nichts entgegenzusetzen haben als ihre Menschlichkeit. Ohne die auf das internationale Rote Kreuz gestützte Elsa Brandström wäre dieser Einsatz unmöglich gewesen.


Ende 1919 kehrt die Gräfin nach Deutschland zurück. Doch schon 1921 erreicht sie ein neuer Ruf nach Oberschlesien. Dort toben wilde Volkstumskämpfe. Das Industriegebiet soll polnisch werden, obwohl die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für Deutschland optiert hat. Raub, Mord, Verschleppung und Erpressungen sind an der Tagesordnung. Die alliierten Schutztruppen sehen tatenlos zu. Ohne das "herrliche Vorrecht des Roten Kreuzes" wäre hier keine Hilfe möglich gewesen. Bis weit nach Polen hinein werden inhaftierte und verschleppte Landsleute gesucht und heimgeführt. 1922 ist auch diese Aufgabe beendet.

 

Elsa Brandström kommt 1922 nach Deutschland und wird für ihre fünfjährige Tätigkeit in Russland hoch geehrt. Nun sucht Sie nach Mitteln und Wegen, den meist seelisch und körperlich angeschlagenen Heimkehrern die Wiedereingliederung in ein normales Leben und die Heerstellung der angeschlagenen Gesundheit zu erleichtern. In den von ihr gegründeten Sanatorien und Erholungsheimen wirkt Gräfin Üxküll bis 1929 in leitender Stellung. Nach dem Auslaufen dieser Erholungsfürsorge übernimmt sie die Stellung einer Oberin der Rot- Kreuz-Schwesternschaft in Berlin Lichterfelde.


Seit 1939 bei ihrer verwitweten Schwester Caroline von Stauffenberg in Lautlingen lebend, muss sie die Not des Vaterlandes und die Opfer ihrer Familie im Widerstand gegen Hitler bis zum Frühjahr 1945 miterleben. Sie verliert den Bruder Nikolaus und drei Neffen durch die Ereignisse des 20 Juli 1944.


Noch einmal, im Juni 1945, beweist "die Oberin" wie sie in Lautlingen allgemein genannt wird, ihr Format. Es geht darum, die noch im Harz inhaftierten Kinder der Neffen Claus und Berthold nach Lautlingen heimzuholen. Was mag in ihr vorgegangen sein, als gerade ihr ein amerikanischer Vertreter des Roten Kreuzes, bei dem sie vorstellig wird, nachdem er sie stundenlang hatte warten lassen, erklärte: "Für deutsche Kinder sind wir nicht zuständig".


Ein französischer Truppenoffizier hilft und mit einem Militärfahrzeug kommt sie dann ungehindert durch die amerikanischen und englischen Linien und bringt die Kinder ihren Müttern zurück. Begleitet wird sie dabei von ihrer Freundin Melitina (Lilli) von Podolinsky, der Dipl.- Krankenschwester die ihren Lebensabend in der Ebinger Augustenhilfe (Altersheim) verbrachte.


Am 25. Mai 1963 ist Gräfin Alexandrine Üxküll-Gyllenband nach

einem reichen, erfüllten Leben in Grünwald bei München gestorben.

Bestattet wurde sie wunschgemäß auf dem evangelischen Friedhof in Satteldorf. In dieser Gemeinde bei Crailsheim findet man noch heute, inmitten des kleinen Dorffriedhofes das Erbbegräbnis der Üxküll- Gyllenband. Heute wieder vom Efeu befreit, ragt ein Baumkreuz aus Sandstein empor. Am Sockel wurden die Inschriftplatten der Familie angebracht.


In dieser Grabstätte fanden auch die Großeltern Rudolf Graf von Üxküll- Gyllenband, Königlich Württembergischer Obersthofmeister und Gräfin Albertine geb. Uhde ihre letzte Ruhestätte.


In einem beim Verlag Kohlhammer 1956 erschienenen Büchlein

mit dem Titel:


"Aus einem Schwesternleben"


hat Alexandrine von Üxküll-Gyllenband die Stationen ihres Lebens geschildert. Daraus sind auch die Ereignisse und Daten dieses Berichtes in sehr gedrängter Form entnommen.

Das Büchlein ist leider vergriffe wird auch nicht wieder aufgelegt, ein Nachdruck kann über webmaster@hpmelle.de zum Unkostenbeitrag bestellt werden.

Schließen wir mit ihren eigenen Worten: "Dass es mir durch die Fügungen unseres gütigen Herrn und Schöpfers vergönnt war, Menschen helfen zu können, erfüllt mich mit warmer Dankbarkeit. Doch wurde mir manches herbe Leid nicht erspart.

In der Rückschau auf mein reiches Leben ist mein Herz bei allem erlittenem herben Leid erfüllt von Dankbarkeit gegen Gott und gegen alle, die mir so viel Liebe entgegengebracht haben."

Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband

Schloss Burleswagen a.d. Jagst

Üxküll-Gyllenband